5-Punkte-Programm der Wiener Linien gegen Personalmangel

5-Punkte-Programm der Wiener Linien gegen Personalmangel
© Dominik KrawczykV

Die Wiener Linien haben sich in den vergangenen Jahren umfassend auf den größten Generationenwechsel der Unternehmensgeschichte vorbereitet. Die Ausbildungsplätze wurden zwischen 2020 und 2023 von 380 auf 680 fast verdoppelt. Es werden 22 Millionen Euro in eine neue Lehrwerkstätte investiert sowie zahlreiche neue Kooperationen mit Bildungseinrichtungen etabliert.

Dennoch fehlen aktuell weiterhin rund 100 Straßenbahnfahrer*innen und 100 Buslenker*innen, um einen verlässlichen Fahrplan in den gewohnt dichten Intervallen anzubieten. Die äußerst starke Krankheitswelle im Winter 2022/2023 erschwert die Personalplanung zusätzlich. Das spüren derzeit auch die Fahrgäste in Form von längeren Wartezeiten, vor allem auf die Straßenbahn.

Um die bekannte Regelmäßigkeit sowie Verlässlichkeit zu gewährleisten, haben die Wiener Linien ein 5-Punkte-Programm zur kurzfristigen Stabilisierung der Intervalle und langfristigen Bewältigung der Situation zusammengestellt. Dieses beinhaltet eine Kollektivvertrags-Erhöhung für alle Mitarbeiter*innen, eine Anpassung der Ausbildung, Anreizsysteme für Mehrleistungen sowie eine weitere Intervall-Anpassung, die den Fahrplan in den kommenden Monaten stabilisieren und damit auch die Mitarbeiter*innen entlasten wird.

Das 5-Punkte-Programm im Detail

  1. Ausbildungsoffensive: Die gesamte Fahrdienstausbildung dauert je nach Vorqualifikation zwischen 1 und 3 Monaten. Eine Sprachförderung zur Unterstützung bei der Ausbildung wird seit Kurzem angeboten. Die Schulen wurden – um mehr Lernzeit zu schaffen – um 5 Tage verlängert. Bewerber*innen, deren Deutschkenntnisse für die Absolvierung der Ausbildung nicht ausreichen, können bereits vorab einen Deutschkurs besuchen.
  2. Attraktivierung des Fahrdiensts: Ergebnis der aktuellen Kollektivvertrags-Verhandlungen ist eine Erhöhung der Fahrdienstgehälter seit 1. Jänner 2023 um 210 Euro brutto pro Monat. Auch die Zulagen wurden zum Teil wesentlich erhöht. Für jede geleistete Überstunde erhalten die Mitarbeiter*innen im Fahrdienst eine Prämie in der Höhe von 3 Euro zusätzlich zu allen gesetzlichen Zuschlägen. Im Straßenbahnbetrieb setzen die Wiener Linien verstärkt auf Teilzeitkräfte. Langfristig wurde eine Arbeitszeitverkürzung von 37,5 auf 35 Wochenstunden bei gleichbleibender Bezahlung vereinbart. Aktuell prüft das Verkehrsunternehmen weitere Möglichkeiten zur Verbesserung der Diensteinteilung.

  3. Recruiting-Push: Der verstärkte Kommunikationsauftritt der Wiener Linien zeigt erste Erfolge und wird 2023 noch weiter intensiviert. Die Straßenbahn-Schulen sind für die kommenden Monate bereits recht gut gefüllt. Im Busbetrieb gibt es in der 1. Jahreshälfte hingegen noch einige freie Ausbildungsplätze.

  4. Stabilisierung der Intervalle: Eine weitere Ausdehnung der Intervalle bei Bim und Bus soll eine bestmögliche Rückkehr zu mehr Verlässlichkeit und Regelmäßigkeit bringen und das Personal entlasten. Dabei werden die Abfahrten außerhalb der Morgenspitze gestreckt. Das passiert auf weniger stark genutzten Strecken und innerhalb schlechter ausgelasteter Zeiträume. Rund 97 Prozent des Fahrplans werden weiterhin unverändert angeboten. Die U-Bahn sowie der Schüler*innen- und Berufsverkehr sind von der Anpassung nicht betroffen. Durch die Anpassung verlängern sich die Intervalle um höchstens 2,5 Minuten.

  5. Externer Partner: Die Wiener Linien haben eine umfassende Evaluierung der internen Abläufe gestartet. Außerdem wird ein externer Partner die Prozesse im Fahrdienst analysieren. Durch internationales Know-how aus der Unternehmensberatung sollen in den kommenden Monaten die Kapazitäts- und Dienstplanung sowie die Arbeitsbedingungen des Unternehmens überprüft und Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt werden.

Aus derzeitiger Sicht gehen die Wiener Linien von einer Verbesserung der Personalsituation bis zum Herbst 2023 aus und werden zu diesem Zeitpunkt voraussichtlich auch den Fahrplan wieder in vollem Umfang bedienen können.

Mastodon